Offensichtlich gab es in Wald auch schon vor dem zweiten Weltkrieg Menschen, die Freude an der Fasnet hatten.

(Quelle: Wald Geschichte, Menschen, Bilder)
Es gab noch keinen Narrenverein in Wald und so griff der Turnverein das Thema auf:
Im sehr gewissenhaft geführten Protokollbuch des TSV Wald gibt es im Zeitraum von der Gründung 1924 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges noch keine Aufzeichnungen über fastnachtliches Brauchtum. Aber bereits ein halbes Jahr nach der Wiedergründung, nämlich im Februar 1952, organisierte der TSV erstmals am Schmotzigen Donnerstag das Fasnetverkünden, das Narrenbaumsetzen und die Premiere des Turnerballs. In der Folgezeit war der Turnerball der Hit. Zunächst unter Leitung von Willi Schäfer und Manfred Müller, dann,vor allem etwa von 1962 bis 1989, unter der Regie von Jule (Bernd Lernhart), oft assistiert von Rosel Lernhart und Elmar Hahn. Ab 1992 veranstaltete die Vereinsgemeinschaft den Bürgerball und später der Narrenverein die Walder Narrennacht. Parallel dazu entwickelte sich das Fasnetverkünden vom Schmotzigen Donnerstag, bis zum traditionellen großen Walder Umzug am Fasnetssamstag, mit rund 1500 Narren. Fastnachtsbälle für die Kinder fanden regelmäßig statt. Seit 1999 gibt es den Narrenverein Wald mit Waldgoischtern und später Waldhexen. Am Schmotzigen Donnerstag werden nach dem Besuch des Rathauses die Schüler durch die Narren befreit.
Der Turnerball
Bei der Premiere 1952 war im Saal vom Gasthaus Schwanen jeder Stuhl besetzt. Turnerische Vorführungen, Reigen, Tänze, Couplets und ein flotter Einakter sorgten für frohe Laune. In den Folgejahren ergänzte sich das Programm mit humoristischen Anspielungen auf die Kommunal- und Bundespolitik, mit Karikaturen und Moritatengesang. Vor allem der Vorsitzende Willi Schäfer, Bürgermeister Kaiser und Manfred Müller mit seinem Akkordeonspiel, erhielten Sonderbeifall für die Einlagen. Einen größeren Rahmen für den Turnerball gab es 1956 in der vom TSV neu erbauten Vereinsturnhalle. Der gute Besuch mit erfreulichen Eintrittsgeldern wirkte sich sehr positiv auf den Abbau der Schulden in der TSV-Kasse aus. Jule und Elmar Hahn wagten 1962 mit dem Programmpunkt „Der Kragenknopf“ und „Die Spätausgabe der Tagesschau“ erfolgreich den Einstieg in das Geschehen des Turnerballs. Das Kehlbachtrio Manfred Müller, Erich Dinse und Willi Straub begleiteten den heute noch volkstümlichen Refrain „Wie’s au gau ka bei uns in Kloster Wald“. Für die Kinder folgte am Fasnetssonntag der Kinderball unter der Betreuung von Fidelia Haug. Großen Andrang gab es 1965 beim Turnerball in der damals neuen, 24 x 12 m großen Schulturnhalle. Begeistert klatschte das Publikum bei dem bunten Programm mit dem obligatorischen Tanz der Turnerinnen, der Valentinsnummer mit Jule und Rosel Lernhart, einer Turnerriege anno dazumal, dem Dorfklatsch mit Jule, einem Quartett über die armen Männer sowie den Musikclowns Jule und Elmar. Für den musikalischen Teil zeichnete sich, wie schon seit vielen Jahren, der Chorleiter Josef Bodenmüller aus. Zum Tanz spielte die Musikkapelle Wald. Ernst Erath sorgte mit seiner anfangs teils selbst gebastelten Verstärkeranlage für den guten Ton. Die Bewirtung der Halle wurde von den Vereinsmitgliedern gestemmt. Im Umkleideraum der Herren war die Bar untergebracht. Getränke wurden im Umkleideraum der Damen ausgegeben. Im dazwischengelegenen Duschraum wurden ohne Dunstabzug Schnitzel gebraten, Pommes frittiert und Salate zubereitet. Die Leute saßen in der Halle meist so eng, dass die Bedienungen kaum durchkamen. Übrigens kontrollierte die Feuerwehr die Schuhe aller Damen, denn um Löcher im neuen Parkettboden der Turnhalle zu verhindern, mussten Schutzkappen über die damals sehr modernen aber spitzen Pfennigabsätze gezogen werden. Viele Turnerbälle mit Jule, der mit feinem Humor und niemals verletzend die Walder und das Dorfgeschehen in närrischer Form darstellte, folgten bis 1989. Die Halle war immer gut gefüllt und die Stimmung immer sehr gut. Die Leute lachten oft schon, nur weil Jule die Bühne betrat. Im Jahr 1991 wurde die bisherige Schulturnhalle dann abgerissen bzw. umgebaut.



(Quelle: TSV Wald Archiv und Zeitzeugen)
Der Bürgerball
Erfreulicherweise setzte die Vereinsgemeinschaft Wald die lange Tradition sehr niveauvoller Fasnetsbälle fort. Aus dem Turnerball wurde 1992 der Bürgerball. Das Programm der Bürgerbälle wurde durch die Vereine der verschiedenen Ortsteile gestaltet. Später übernahm der Narrenverein Wald die Organisation. Allerdings war es in der neuen, mit 24 m x 32 m deutlich größeren und nicht immer voll besetzten Halle, schwieriger, für Stimmung zu sorgen.
Die Walder Narrennacht
Ein neues Format war die Walder Narrennacht mit Stehtischen und verändertem Programm.
Nachdem 2021 und 2022 wegen der Coronapandemie keine öffentlichen Fasnetsbälle zugelassen waren, fanden bis heute (2025) keine regelmäßigen Fasnetsbälle mehr statt.
Die Rucksackfasnet
Der Malteser Hilfsdienst Wald organisierte mit Bernhard Erath, Gerhard Lohr und Clemens Veeser am 24.02.1987 in der Vereinsturnhalle des TSV die erste Rucksackfasnet. Die Gäste bringen im Rucksack ihr Essen und Trinken selber mit und das Programm gestalten die Malteser. 2025 fand im Feuerwehrhaus Wald bereits die 35. Rucksackfasnet statt. (Wegen des Krieges im Irak und der Coronapandemie musste die Veranstaltung drei Mal ausfallen.)
Der Walder Fasnetsumzug
1951 – Nach der Wiedergründung des Turn- und Sportvereins e.V. Wald durch den 1. Vorsitzenden, Willi Schäfer und den 2. Vorsitzenden, Franz Xaver Schmid, kam wieder Schwung in die fastnachtlichen Aktivitäten. Das Ausschellen am Schmotzigen Donnerstag erfolgte durch die Narrenpolizei mit lautstarkem Aufgebot auf der Straße und bei anstrengenden Hausbesuchen (gute Bewirtung!) in Wald und in den umliegenden Ortschaften. In besonders guter Erinnerung sind auch die originellen Aktionsgruppen von fahrenden Völkern und Kamelen.
1957-58 – Schüler der katholischen Volksschule Wald, unter der Leitung von Oberlehrer Walter Hering, belebten mit lustigen Kostümgruppen und Gesang das Straßenbild und die Hausbesuche. Alle Narren durften sich über die gastfreundliche Bewirtung, die Süßigkeiten und die Geldspenden freuen.
1967 – Mit der Gründung der Nachbarschaftshauptschule Wald im Jahr 1966 gelang es, im Februar 1967 mit 150 Schülern und selbst gebastelten Transparenten einen Umzug durch Wald zu starten – allerdings ohne Narrenbaum und Musikkapelle, aber mit Trommeln und Lärminstrumenten.

(Quelle: TSV Wald Archiv)
1968 – Dieses Datum gilt als das eigentliche Gründungsjahr des Walder Umzugs. Voraus marschierten 9 Musikanten der Musikkapelle Wald, danach folgte der Narrenbaum, ein Wagen der Landjugend Wald, 200 Hauptschüler und zum Schluss zwei imposante Wagen vom Narrenverein Rällekopf aus Hippetsweiler. Die Regie führte, wie in der Folgezeit, Frieder Grupp.
Gründungsmitglieder der TSV Fasnet sind: Baumhof Rüdiger, Fox Hermann, Grupp Frieder, Haug Fidelia, Hipp Sales, Schmid Xaver, Veeser Konrad, Fröhlich Josef III, Riegger Erich und Walz Willi.
1971 – Es gab eine heftige Debatte über den Vorschlag von Frieder Grupp, den Walder Umzug vom Schmotzigen Donnerstag auf den Fasnet-Samstag zu verlegen. Er argumentierte:
„Am Schmotzigen Donnerstag möchten die Schüler in ihre Heimatortschaften und dort das dörfliche Brauchtum pflegen und erleben. Da alles in Eile ist, gibt es nach dem Umzug keinen gemütlichen Hock. Am Samstag ist jedoch eine Terminlücke und viele Vereine können kommen und gemütlich feiern“.
1972 – Die Verlegung des Umzugs auf den Fasnet-Samstag war goldrichtig: Man zählte 41 Fasnetswagen und 1100 Narren aus dem Bereich Wald, Täle, Hohenfels, Sigmaringen und Pfullendorf.
1991 – Wenige Wochen vor der Fasnet 1991 breitete sich der Golfkrieg im Irak immer stärker aus. Der Turnrat beschloss einstimmig, den Fasnetsumzug und den Turnerball abzusagen.

(Quelle: TSV Wald Archiv)

(Quelle: TSV Wald Archiv)
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(Quelle: TSV Wald Archiv)
1990-98 – Die Zahl der Fasnetswagen nimmt wegen der strengen verkehrspolizeilichen Vorschrift stark ab auf etwa 10 Wagen, während die Narrenschar konstant 1200-1400 Personen umfasst.

(Quelle: TSV Wald Archiv)
11999-2017 – Der TSV führt die Fasnetsumzüge zusammen mit dem Narrenverein Wald durch.
2018 -Mit dem neu gegründeten Vorstandstrio wurde der Fasnetsumzug in Zusammenarbeit mit dem Narrenverein Wald umstrukturiert. Dabei wurden die Verpflegung und das Kassensystem neu gestaltet sowie das TSV-Zelt in ein Partyzelt umgebaut. Dadurch hatten die Narren die Möglichkeit, ihren Aufenthalt beim Walder Umzug zu verlängern. Diese Umstrukturierung kam bei allen Narren sehr gut an.
2019 – 50 Jahre Fasnetsumzug des TSV Wald. Mit einer kleinen Ausstellung im Foyer wurde dem Jubiläum gedacht.
2020 – In diesem Jahr fand der Umzug noch statt, trotz der Ende 2019 in China ausgebrochenen Corona-Pandemie (Covid 19). Direkt nach dem Umzug wurde das gesamte öffentliche Leben in Deutschland lahmgelegt. Aufgrund der Pandemie musste der Fastnachtsumzug in den Jahren 2021 und 2022 abgesagt werden.

(Quelle: TSV Wald Archiv)
2023 – Die Wiederaufnahme des Umzugs nach der Corona-Pandemie war ein herrliches Gefühl. Endlich konnten die Narren wieder ausgelassen feiern und die Erleichterung war bei allen deutlich zu spüren.
2024 – Aufgrund der steigenden Einnahmen wurde die Festgemeinschaft von TSV und NV Wald gegründet. Dadurch rückten der TSV und der NV enger zusammen und festigten ihre erfolgreiche und langjährige Zusammenarbeit.
Der TSV und der NV Wald bemühen sich um eine umsichtige Organisation, einen guten Informationsservice und einen reibungslosen Umzugsverlauf. Die Walder Bevölkerung zeigt sich dabei von einer äußerst narrenfreundlichen Seite: Mit herzlichem Empfang an den Haustüren sowie kostenlosen Bewirtungsständen mit Süßigkeiten, Glühwein, Kaffee und Spirituosen zum Aufwärmen. In der Zehn-Dörfer-Halle und an den Imbissstationen sorgt ein großes TSV- und NV-Team für eine schnelle und freundliche Bedienung.
Ein echtes Kuriosum ist, dass der Umzug in Wald keinen Eintritt kostet und die Narren neben der kostenlosen Bewirtung an den Straßenschenken sogar noch ein Getränk sowie eine heiße Wurst mit Brötchen spendiert bekommen. Die Gemeinde Wald und der Turnverein teilen sich die Kosten. Wo findet man heute noch so viel Spendierfreudigkeit?
(Quelle: TSV Wald Archiv)

(Quelle: Südkurier)
Die Narren würden sich freuen, wenn das fasnachtliche Brauchtum auch weiterhin intensiv gepflegt wird und das närrische Treiben viel Freude bereitet.
Gründungsmitglieder des TSV Fasnet sind: Baumhof Rüdiger, Fox Hermann, Grupp Frieder, Haug Fidelia, Hipp Sales, Schmid Xaver, Veeser Konrad, Fröhlich Josef III, Riegger Erich und Walz Willi.


(Quelle: TSV Wald Archiv)

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