Gespräch von Martin Kuhn mit Ofenbauermeister Ernst Herburger am 22.03.2022

Oberhalb der ehemaligen Ziegelhütte (Von-Weckenstein-Str. 14 und 16) betrieb die Familie Dieter über mehrere Generationen das Hafnerhandwerk in der Von-Weckenstein-Str.18. Bis ca. 1900 stellten die Hafner die Kacheln für Kachelöfen im eigenen Brennofen her. Der Ofen war 3m breit, 6m lang und wurde von zwei Gesellen bestückt und mit Holz beheizt. Drei weitere Gesellen bauten die Öfen mit den selbst gedrehten, selbst bemalten? und selbst gebrannten Kacheln auf. 

Bild: Emma Vogel
Links: Ziegelhütte der Familie Vogel von hinten
Rechts: Geschäft des Hafners und Gemischtwarenladens Dieter/Herburger von hinten
Dachfirst hinter der Ziegelhütte: Bauernhaus der Familie Vogel Von-Weckenstein-Str. 31

Der Ton stammte aus den zwischen Wald und Hippetsweiler gelegenen Lehmgruben. Neben der Ziegelei Vogel hatte die Familie Dieter dort eine eigene Grube. Die Lehmgruben sind heute kleine Weiher. Ab ca. 1900 wurden die Kacheln in Fabriken industriell billiger angefertigt. Außerdem wurde statt rotem Ton, wie er in Wald vorkam, weißer Ton bevorzugt. Dieser musste von weither transportiert und dabei feucht gehalten werden und war deshalb zu teuer. Aus diesen Gründen wurde ab ca. 1900 nicht mehr selbst gebrannt. Lieferanten für Kacheln waren später u.a. die Gebrüder Gutbrot aus Gundelfingen und Löw aus Baden-Baden.

Wie schon sein Vater und Großvater hieß der Ehemann von Maria Dieter geb. Rist ebenfalls Wilhelm. Aus dieser Ehe gingen die drei Kinder Wilhelm, Anna und Josef Dieter hervor. Leider verstarb der Vater schon jung 1928 an einem Krebsleiden und die Mutter heiratete ein zweites Mal. Thomas Herburger war ebenfalls Hafnermeister, er stammte aus Isny und hatte, wie sein Vorgänger, ebenfalls noch gelernt, die Ofenkacheln selbst zu drehen und zu brennen. Ein großer Vorteil war seine zusätzliche Ausbildung als Herdschlosser. So musste nicht zusätzlich ein Schmied für die Lieferung der für die Öfen benötigten Stahlteile beauftragt werden. 

Dem Hafnergeschäft war ein Gemischtwarenladen angegliedert. Die Mutter hat das Ladengeschäft weitgehend alleine betrieben. Später hat sie eine Tante, die als Rentnerin wieder aus Baden-Baden zurückkam, unterstützt. Der Laden hatte ein rel. großes Einzugsgebiet, weil die nächsten Anbieter in Meßkirch oder Pfullendorf waren. Der Gemischtwarenladen wurde 1968 aufgegeben. Das Ofenbauergeschäft im Hürsten wurde 1975 in ein Wohnhaus umgebaut.

Ernst Herburger wurde 1930 in seinem Elternhaus am Hürsten geboren. Er wuchs dort zusammen mit seinem Bruder Karl Herburger und seinen drei Stiefgeschwistern auf.

Ernst hat zuhause bei seinem Vater das Handwerk des Ofenbauers (die damalige Bezeichnung war Ofensetzer) gelernt und 1952 die Gesellenprüfung gemacht. Sein Gesellenstück ist der Kachelofen bei Josef Fröhlich in Wald (Von-Weckenstein-Str.15). Da beim Ofen von Fröhlichs der Vater noch mitgeholfen hatte und teilweise vorgefertigte Materialien eingesetzt wurden, musste er noch ein 2. Gesellenstück im eigenen Haus anfertigen. Nach dem Tod seines Vaters 1952 musste Ernst innerhalb von 3 Jahren die Meisterprüfung ablegen, länger hätte er den Betrieb als Geselle nicht weiterführen dürfen. Das Meisterstück stand im Gasthaus Löwen in Wald. 

Kachelofen von Ernst Herburger Gesellenstück in Omas Fröhlichs Stube (Bild: Elfriede Kempter)
Kachelofen in Oma Fröhlichs-Schlafzimmer (Bild: Elfriede Kempter)

Die gute Qualität der Kachelöfen von Ernst Herburger war bekannt und es beherrschten nicht mehr viele dieses anspruchsvolle Handwerk. Der Radius, in dem Ernst Herburger Kachelöfen einbaute, war entsprechend groß. Er reichte von Radolfzell über Konstanz, Überlingen, Meersburg, Hagnau, Salem, Ravensburg, Altshausen, Bussen, Sigmaringen, Riedheim, Horb, Rottweil, Tuttlingen bis Spaichingen. Es waren wohl einige noblere Häuser dabei. Ernst Herburger betrieb sein Handwerk noch bis ca. 2000.

Kachelofen von Emma Vogel (Bild: Martin Kuhn)

1960 haben Ernst Herburger und Ida Krall geheiratet. Sie wohnten im Elternhaus der Ehefrau in der Hohenzollernstr.17. Der Vater Adolf Krall war Schmiedemeister, die Mutter hieß Amalia Krall geb. Bechinger. 

In Krall’s Schmiede wurden verschiedene Arbeiten durchgeführt. Ein Bereich war die Herstellung von Zubehör für Wagen, z.B. Reifen für die Holzräder (Wagenschmied). Der wichtigere Teil war das Anfertigen von Hufeisen für die Pferde (Hufschmied). Die Rossbauern, das Militär und die gegenüberliegende Postkutschenstation von Sales Koch (Gasthaus Adler) waren vermutlich gute Kunden. Ca. 1955 wurde der Betrieb in ‚Schmied-Kralls Schmitte‘ mangels Nachfolger langsam eingestellt. 

(Angeblich gibt es eine Chronik, die anlässlich einer goldenen Hochzeit angefertigt wurde.)


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